SkizzenBlog

Rattenfänger

Ein kleiner Anstupser

Vor ein paar Jahren hatte ich einen kurzen Text mit dem Titel „Loverboys und andere Rattenfänger“ veröffentlicht.

Ich neige dazu, Texte sehr kurz zu halten, manchmal werden sie dann so kurz, dass es den Lesern kaum noch möglich ist, die Aussage darin auch wirklich wahrzunehmen.

Aus aktuellem Anlass überarbeite ich den Text, führe ein wenig mehr aus, worum es mir dabei eigentlich geht.


Der aktuelle Anlass ist die Art und Weise, wie z.B. Frau Bär auftritt, um das Sexkaufverbot, auch „nordisches Modell“ genannt, zu promoten.


Erinnert ihr euch an die Geschichte vom Rattenfänger von Hameln?

Hameln wurde in der Sage von einer Rattenplage heimgesucht.

Ratten sind sehr intelligente Tiere, und wer einmal beobachtet hat, wie wirkungslos z.B. Schlagfallen sind, um Ratten zu fangen und zu töten, der weiß wie clever die sind.

Das funktioniert nämlich auf Dauer nicht: die Ratten beobachten, was mit ihren Artgenossen geschieht, wenn sie an den Köder gehen. Und fallen dann nicht mehr darauf herein.

Da sich die Situation für die Hamelner auf konventionelle Weise nicht regeln ließ, lobten sie einen Preis aus für denjenigen, dem es gelänge, die Ratten aus der Stadt zu vertreiben.

Schließlich erfolgreich war ein Mann, der so unwiderstehliche Musik machte, dass ihm die Ratten wie in Trance folgten, bis in die Weser. Dort ertranken sie dann – Problem gelöst.

Was hatte er denn jetzt anders gemacht, als alle vor ihm?

Er sah, dass die Ratten schlau sind und die Gefahren sehen, die Fallen erkennen und sich mit ihrem Verhalten darauf einstellen.

Also ging er einen anderen Weg, bei dem den Ratten ihr Verstand nichts nützte: er sprach sie auf emotionalem Weg an! Er spielte Musik, er weckte Emotionen – und je stärker die Emotionen, desto mehr wird der Verstand ausgeblendet.

Der Rattenfänger ging also musizierend durch die Stadt und erreichte so auch die letzte Ratte, im letzten Winkel. So wunderbare Musik machte er, dass die Ratten all ihren klaren Verstand ausser acht ließen und wie in Trance dem Rattenfänger folgten. Erst durch die Stadt, dann sogar in das Wasser der Weser, in dem sie dann schließlich ihren Untergang fanden.

Wie wirksam diese Vorgehensweise ist, wird uns im weiteren der Geschichte erzählt, denn nicht nur die eigentlich klugen Ratten ließen sich von ihm betören, nein, das funktioniert auch bei Menschen.

Als nämlich die Hamelner Bürger den Rattenfänger um den versprochenen Lohn prellten, ging er wieder durch die Stadt und musizierte so mitreißende Musik, dass ihm diesmal die Kinder hinterher liefen. Wie in Trance folgten sie ihm, vergaßen alles was ihre Eltern ihnen zu ihrem Schutz beigebracht hatten, vergaßen alle Vorsicht. Überwältigt von den Emotionen, die der Rattenfänger in ihnen aufrief, mit denen er so gekonnt spielte, mit denen er sie nach Lust und Laune manipulierte, verließen sie die Sicherheit ihrer Realität, verliessen die Stadt, verliessen alles und folgten dem Rattenfänger. Er spielte weiter auf dem Instrument ihrer Emotionen, sodass sie nicht sahen, was er mit ihnen machte, wohin er sie führte und sie folgten ihm, wohin auch immer er sie gelockt hat.


Dieses Rattenfänger-Prinzip ist also schon alt und obwohl wir alle davor gewarnt wurden, wird es immer noch eingesetzt.

Aktueller Anlass um ganz deutlich davor zu warnen, sind die Auftritte von Frau Bär, die mit genau diesen Rattenfängermethoden dabei ist, Menschen dazu zu bringen, nicht kritisch zu denken, sondern eingelullt in Emotionen ihr zu folgen, egal in welche Fallgruben dieser Weg auch führen mag.

Sie malt schreckliche Bilder, die die Zuhörerinnen und Zuhörer packen und erschüttern sollen. Ihr Sprachgebrauch ist vollgepackt mit bewußt falschen Zahlen, falschen Behauptungen, falschen Ausdrücken – um die Zuhörer so stark wie möglich zu erschüttern.

Natürlich spricht sie von „Frauen kaufen“, von „Vergewaltigung gegen Bezahlung“, mal Bilder von Gewalt und Verbrechen, macht sexuelle Dienstleistungen und Menschenhandel in ihren Erzählungen zu ein und dem selben und beschuldigt alle Andersdenkenden, kein Herz und keine Moral zu haben.

Mit anderen Worten: sie zieht alle Register, um ihre Zuhörer in diesen Zustand der emotionalen Entrüstung zu bugsieren um dann die schnelle Lösung anzubieten: das Sexkaufverbot.

Alle Apelle, doch bitte auf eine sachliche Ebene zurück zu kommen und tatsächlich vorhandene Probleme auch wirklich zu besprechen und zu zielführenden Lösungen zu kommen, ignoriert sie und legt statt dessen noch nach, schürt weiter Emotionen, beschuldigt Andersdenkende und schafft es immer wieder, nicht kluge Problemlösungen zu besprechen, sondern andere emotional in schlechtes Licht zu stellen.

Wie gezeigt: die Rattenfängermethode par excellence.


Ich liebe die Kunst und den künstlerischen Ausdruck.

Ich geniesse es, wenn dadurch Emotionen geweckt werden.

Ich weiss um die Wichtigkeit von Gefühlen für unser Mensch-sein.

Und ich weiß um die Katastrophen, die ausgelöst werden, wenn zur Durchsetzung politischer Pläne die bewußte Entscheidung durch geschürte Emotionen, durch Propaganda verdrängt werden.


Wir brauchen empathische, kritische Menschen, um Entscheidungen zu treffen.

Wir brauchen keine Rattenfänger.

21.12.2023

ein kleiner Anstupser

Ein kleiner Anstupser

... für deinen Mut - ein großes Erlebnis für deinen Körper und Geist.



Du hast vielleicht schon erlebt, wie sicher und gehalten und geliebt du dich in meinen Händen während der Sitzung fühlst.

Du möchtest nun auch noch ein bisschen mehr Abenteuer.

Du möchtest ein bisschen mehr Würze in den Genuss an deinem Körper.

Du kannst dich darauf verlassen, dass ich dich auch dabei begleite, dir Sicherheit gebe und dich in diese neuen Erlebniswelten führe.


Fesseln und Fesselmassagen, Flogging und meditatives Flogging – das sind meine Möglichkeiten, dich deine Sinnlichkeit auf etwas „schärfere“ Weise erfahren zu lassen.


Wie auch immer deine heimlichen Fantasien aussehen, wie auch immer dein Fetisch ist: bei mir darfst du sie äußern und wir schauen, was wir gemeinsam erleben können.

Und vielleicht schreibst du mir dann auch so etwas, oder du schwärmst von noch ganz anderen Erlebnissen:

"Es ist jetzt eine Woche her, das ich deine "etwas andere Tantra Massage", mit Fesselung und Flogging genießen durfte.
Es war eine tolle Erfahrung, und ich war sehr erstaunt, das ich die Fesseln kaum wahrgenommen habe ...
Durch deine Ruhe, deine einfühlsame Art und sympatische Ausstrahlung fühlte ich mich geborgen, so konnte ich mich dir vertrauensvoll hingeben und mich fallen lassen ... und einfach nur genießen ...
Die Fellhandschuhe mit Krallen und das Nervenrad am Po zusammen mit dem klatschenden Paddel, dem schärferen "Biss" des Floggers,  haben mich in Extase versetzt.
Ich war in eine anderen Welt...
So tiefenentspannt war ich schon sehr lange nicht mehr.
Wenn ich daran zurück denke, habe ich wieder das Gefühl zu schweben und meine Augen strahlen ..."



Gerade ist "Rubberfashion" an mich herangetreten, und möchte auf sich und seine Produkte aufmerksam machen.

Sie möchten dem Fetischbegehren Raum schaffen und ein Treffpunkt für Leidenschaften sein, bei dem sich jeder wohlfühlen kann. Dank einem hochwertigen Warenangebot, das regelmäßig mit Neuerungen modufiziert wird, kann dem Bedürfnis nach moderner Fetischmode und ungewöhnlichen Toys nachgegangen werden. Ganz nach dem Motto "Frische Dein Liebesleben auf - wir kommen gerne unter deine Bettdecke" können die Kunden die Lust auf edle Fetischkleidung und seltenes Liebesspielzeug ausleben.

Ein Besuch auf der trendigen Webseite rubberfashion.de lohnt sich allemal - vielleicht kommst du ja auf neue Ideen für unsere nächsten Abenteuer!

Und wenn wir eins von den Spielzeugen ausprobiert haben, dann berichte ich hier auch gerne über unsere Erfahrungen.


Über die Schönheit

Ich war ja gerade in Rente gegangen, als ich meine professionelle Arbeit als Tantramasseur begann. Vermutlich deshalb dachte ich darüber nach, wie es sich wohl anfühlen mußte, allein in einem Altersheim zu leben - Niemand mehr um in den Arm zu nehmen, kein Kuscheln keine Zärtlichkeit, nur noch professionelle Berührungen bei der Pflege. Den Körper zwar satt und sauber, aber verhungernd nach liebevollen Berührungen.

Genau diesen Menschen würden Tantramassagen doch Lebensfreude geben können.

Ich sprach darüber mit der Besitzerin der Praxis in der ich freelance mitarbeitete und sie war ganz meiner Meinung, dass wir uns verstärkt um alte Menschen als Klientel kümmern sollten. Sie würde mich mit ihrer Mutter bekannt machen, die sei locker und gut drauf, und wenn die erst ihren Freundinnen von der Wirkung der Tantramassage erzählte, dann kämen die sicher auch alle zu uns.

Die Damen waren durchaus interessiert, sie vermissten schon ein passendes Liebesleben, die entsprechenden Zärtlichkeiten, aber sie winkten ab und wollten nicht den Versuch wagen, ob eine Tantramassage ihnen genau das geben könne.

Begründung: den Anblick ihres welken Körpers wollten sie niemandem mehr zumuten.

Da war nichts zu machen.

Ich schrieb daraufhin diese Kurzgeschichte "Über die Schönheit" und gab sie den Damen zu lesen.

Sie waren zu Tränen gerührt. 



„Schönheit ist vergänglich! Und bei mir ist sie schon seit langem dahin. Ne, nee.“

Die alte Dame hatte auf ihre Hände geschaut. Jetzt nahm sie sie vom Tisch und versteckte sie in ihrem Schoß.


„Das ist so nicht richtig!“

Der Herr ihr gegenüber sah ihr direkt in die Augen.


„Ich will hier gar nicht Süßholz raspeln und Ihnen die Komplimente machen, die Sie verdienen.“


Sie blickte ihn fragend an.


„Ich bin sozusagen Fachmann für Schönheit.“

Er griff ohne den Blick von ihr zu nehmen zu seiner Kaffeetasse und trank einen Schluck.


„Ich habe mein Leben der Schönheit gewidmet!“ verkündete er.

„Ich bin Maler, Kunstmaler, müssen Sie wissen.“

Er setzte die Tasse zurück und beugte sich leicht zu der Dame vor.


„Ich will Ihnen das mit der Schönheit gerne erläutern.

Schönheit – darunter verstehen die meisten Perfektion, das Ideal. Die perfekte Form ist der Kreis. Nun stellen Sie sich das mal bildlich vor: ein schwarzer Kreis auf weißem Quadrat, genau mittig. Alles im Gleichgewicht, optimaler Kontrast, alles perfekt.

Und entsetzlich langweilig!

Ist Langeweile denn Schönheit?

Sicher nicht!“


„Nein, aber ich habe da diese Tuschezeichnung hängen. Aus Japan, oder Korea, jedenfalls aus Fernost. Da ist mit einem einzigen Pinselstrich mit schwarzer Tusche ein Kreis gemalt.

Ich liebe dieses Bild, ich schaue oft darauf und es hilft mir beim Meditieren“ gab die Dame zu bedenken.


„Genau, da haben wir ein gutes Beispiel“ bestätigte der Maler.

„Ihr japanischer Tuschekreis ist von Hand gemalt. Sie können sehen, wo der Meister den Pinsel aufgesetzt hat: da ist der Strich etwas breiter. Und wo der Pinsel das Papier verlassen hat läuft der Strich dünner aus. Der Kreis ist nicht so perfekt rund, wie der ideale, der langweilige aus meinem Beispiel. Er steht auch nicht so exakt in der Mitte. Ein Meister weiß, dass er sich der idealen Form nur annähern kann, dass aber genau die Abweichung vom Ideal das Lebendige, das Künstlerische ausmacht.

In Ihrer Tuschezeichnung sehen Sie die Spur des Bemühens eines Meisters um Perfektion.

Das Tuschebild ist die Materie gewordene Spur dessen, was der Meister sein Leben lang geübt, gemalt, gelebt hat. Das ist letzten Endes die Schönheit: nicht das Ideal, sondern die Spur unseres Strebens, das Zeugnis unserer Tätigkeit, unseres Bemühens nach dem Ideal.“


„Sie wollen also sagen, dass die Schönheit darin liegt, dass etwas nicht ganz perfekt ist? Ist das nicht ein Widerspruch in sich“ wandte die Dame ein.


„Nein, das ist kein Widerspruch“ erwiderte der Maler.

„Sehen Sie sich in den Künsten um: die Schönheit eines Musikstückes liegt nicht in der Aneinanderreihung von perfekten Harmonien, sondern in der Spannung der harmonischen zu den weniger harmonischen Tonabständen – bis hin zu krassen Dissonanzen.“



Die beiden verstummten und jeder hing eben seinen Gedanken zu diesem Thema nach.


„Aber was hat das jetzt damit zu tun, dass meine Schönheit verblüht ist?  Ich bin alt geworden, die Haut ist schlaff und runzelig.

Da ist keine Schönheit mehr“, seufzte die Dame.


„Jetzt bekommen Sie mich doch fast dazu, dass ich Ihnen Komplimente mache.“

Der alte Herr sah sie aufmerksam an.


„Aber ich will nicht Ihre persönliche Schönheit besingen.  Das könnten Sie mit einem 'ach was' beiseite wischen. Lassen Sie es mich weiter allgemein halten, bis Sie sich selbst darin wiederfinden können.


Sie haben hier in Ihrem Wohnzimmer diesen wunderbaren Sekretär: edles Holz, die alte lederne Schreibunterlage. Ein Erbstück?“


„Ja, da hat meine Großmutter schon ihre Korrespondenz dran geführt. Sie hat ihn geliebt!“


„Sehen Sie, das Möbel war schon ein besonders schönes Stück, als Ihre Großmutter es bekommen hat. Die feine Tischlerarbeit, die ausgewogenen Proportionen, die anmutigen Verzierungen, die stabile Schreibplatte mit der Unterlage aus Leder. Ich stelle mir vor, wie das frische Holz geduftet hat! Und ist der Sekretär mit den Jahren hässlich geworden?

Er war aus der Mode gekommen, das ja. Er entsprach irgendwann nicht mehr dem allgemeinen Geschmack. Aber er hat seine Schönheit behalten. In gewisser Weise hat er sogar an Attraktivität zugenommen.


Stellen Sie sich einfach mal das gleiche Möbel in fabrikneu daneben vor: das alte ist das wertvollere, das schönere. Mit all seinen Gebrauchsspuren: dem abgeschabten Holz, wo die Schublade immer entlanggeglitten ist. Die vom vielen Anfassen rund und glatt geschliffene Vorderkante. Das Holz vom Alter gedunkelt, selbst die Kratzer und die paar Tintenflecke machen es nicht hässlich. Sie sind Spuren von Gebrauch, sie laden das Möbel mit Bedeutung auf. In diesem Fall mit der Bedeutung all der Gedanken, die Ihre Großmutter daran zu Papier gebracht hat. Und die Ihrer Mutter. Und dann Ihrer eigenen.

Das sind alles Spuren des Geistes, die in der Materie ihre Form gefunden haben. Vom Entwurf des Möbeldesigners angefangen bis hin zu den Spuren derer, die dieses Möbel benutzt haben“


„Sie meinen also, der Sekretär sei schön, weil er alt ist?“

Die alte Dame sah den Maler zweifelnd an.


„Nein, es gibt natürlich auch hässliche alte Möbel. Die waren aber nie schön – höchstens mal modisch. Nicht das Alter hat sie hässlich gemacht. Die Schönheit vergeht nicht. Im Gegenteil, die Spuren, die der Gebrauch und die Jahre hinterlassen haben, sind noch ein zusätzlicher Wert, etwas was sie einem gleichen neuen Stück voraus haben.“


Der alte Maler erhob sich, ging um den Tisch herum zu der Dame und nahm ihre Hand.


„Vielen Dank für den Kaffee.  Und noch mehr für das Gespräch. Ich möchte jetzt die letzten Sonnenstrahlen nutzen und ein wenig spazieren gehen.  Das Herbstlicht auf dem bunten Laub der alten Bäume ist einfach zu schön, um es zu verpassen.“


Er hob ihre Hand ein wenig und deutete ganz altmodisch einen Handkuss an.


„Einen angenehmen Abend noch. Und denken Sie an meine Worte, wenn Sie sich nachher im Spiegel betrachten. Die Schönheit vergeht nicht. Die Spuren des Lebens erhöhen sogar noch ihren Wert!“


Ich war ja gerade in Rente gegangen, als ich meine professionelle Arbeit als Tantramasseur begann. Vermutlich deshalb dachte ich darüber nach, wie es sich wohl anfühlen mußte, allein in einem Altersheim zu leben - Niemand mehr um in den Arm zu nehmen, kein Kuscheln keine Zärtlichkeit, nur noch professionelle Berührungen bei der Pflege. Den Körper zwar satt und sauber, aber verhungernd nach liebevollen Berührungen.

Genau diesen Menschen würden Tantramassagen doch Lebensfreude geben können.

Ich sprach darüber mit der Besitzerin der Praxis in der ich freelance mitarbeitete und sie war ganz meiner Meinung, dass wir uns verstärkt um alte Menschen als Klientel kümmern sollten. Sie würde mich mit ihrer Mutter bekannt machen, die sei locker und gut drauf, und wenn die erst ihren Freundinnen von der Wirkung der Tantramassage erzählte, dann kämen die sicher auch alle zu uns.

Die Damen waren durchaus interessiert, sie vermissten schon ein passendes Liebesleben, die entsprechenden Zärtlichkeiten, aber sie winkten ab und wollten nicht den Versuch wagen, ob eine Tantramassage ihnen genau das geben könne.

Begründung: den Anblick ihres welken Körpers wollten sie niemandem mehr zumuten.

Da war nichts zu machen.

Ich schrieb daraufhin diese Kurzgeschichte "Über die Schönheit" und gab sie den Damen zu lesen.

Sie waren zu Tränen gerührt. 



„Schönheit ist vergänglich! Und bei mir ist sie schon seit langem dahin. Ne, nee.“

Die alte Dame hatte auf ihre Hände geschaut. Jetzt nahm sie sie vom Tisch und versteckte sie in ihrem Schoß.


„Das ist so nicht richtig!“

Der Herr ihr gegenüber sah ihr direkt in die Augen.


„Ich will hier gar nicht Süßholz raspeln und Ihnen die Komplimente machen, die Sie verdienen.“


Sie blickte ihn fragend an.


„Ich bin sozusagen Fachmann für Schönheit.“

Er griff ohne den Blick von ihr zu nehmen zu seiner Kaffeetasse und trank einen Schluck.


„Ich habe mein Leben der Schönheit gewidmet!“ verkündete er.

„Ich bin Maler, Kunstmaler, müssen Sie wissen.“

Er setzte die Tasse zurück und beugte sich leicht zu der Dame vor.


„Ich will Ihnen das mit der Schönheit gerne erläutern.

Schönheit – darunter verstehen die meisten Perfektion, das Ideal. Die perfekte Form ist der Kreis. Nun stellen Sie sich das mal bildlich vor: ein schwarzer Kreis auf weißem Quadrat, genau mittig. Alles im Gleichgewicht, optimaler Kontrast, alles perfekt.

Und entsetzlich langweilig!

Ist Langeweile denn Schönheit?

Sicher nicht!“


„Nein, aber ich habe da diese Tuschezeichnung hängen. Aus Japan, oder Korea, jedenfalls aus Fernost. Da ist mit einem einzigen Pinselstrich mit schwarzer Tusche ein Kreis gemalt.

Ich liebe dieses Bild, ich schaue oft darauf und es hilft mir beim Meditieren“ gab die Dame zu bedenken.


„Genau, da haben wir ein gutes Beispiel“ bestätigte der Maler.

„Ihr japanischer Tuschekreis ist von Hand gemalt. Sie können sehen, wo der Meister den Pinsel aufgesetzt hat: da ist der Strich etwas breiter. Und wo der Pinsel das Papier verlassen hat läuft der Strich dünner aus. Der Kreis ist nicht so perfekt rund, wie der ideale, der langweilige aus meinem Beispiel. Er steht auch nicht so exakt in der Mitte. Ein Meister weiß, dass er sich der idealen Form nur annähern kann, dass aber genau die Abweichung vom Ideal das Lebendige, das Künstlerische ausmacht.

In Ihrer Tuschezeichnung sehen Sie die Spur des Bemühens eines Meisters um Perfektion.

Das Tuschebild ist die Materie gewordene Spur dessen, was der Meister sein Leben lang geübt, gemalt, gelebt hat. Das ist letzten Endes die Schönheit: nicht das Ideal, sondern die Spur unseres Strebens, das Zeugnis unserer Tätigkeit, unseres Bemühens nach dem Ideal.“


„Sie wollen also sagen, dass die Schönheit darin liegt, dass etwas nicht ganz perfekt ist? Ist das nicht ein Widerspruch in sich“ wandte die Dame ein.


„Nein, das ist kein Widerspruch“ erwiderte der Maler.

„Sehen Sie sich in den Künsten um: die Schönheit eines Musikstückes liegt nicht in der Aneinanderreihung von perfekten Harmonien, sondern in der Spannung der harmonischen zu den weniger harmonischen Tonabständen – bis hin zu krassen Dissonanzen.“



Die beiden verstummten und jeder hing eben seinen Gedanken zu diesem Thema nach.


„Aber was hat das jetzt damit zu tun, dass meine Schönheit verblüht ist?  Ich bin alt geworden, die Haut ist schlaff und runzelig.

Da ist keine Schönheit mehr“, seufzte die Dame.


„Jetzt bekommen Sie mich doch fast dazu, dass ich Ihnen Komplimente mache.“

Der alte Herr sah sie aufmerksam an.


„Aber ich will nicht Ihre persönliche Schönheit besingen.  Das könnten Sie mit einem 'ach was' beiseite wischen. Lassen Sie es mich weiter allgemein halten, bis Sie sich selbst darin wiederfinden können.


Sie haben hier in Ihrem Wohnzimmer diesen wunderbaren Sekretär: edles Holz, die alte lederne Schreibunterlage. Ein Erbstück?“


„Ja, da hat meine Großmutter schon ihre Korrespondenz dran geführt. Sie hat ihn geliebt!“


„Sehen Sie, das Möbel war schon ein besonders schönes Stück, als Ihre Großmutter es bekommen hat. Die feine Tischlerarbeit, die ausgewogenen Proportionen, die anmutigen Verzierungen, die stabile Schreibplatte mit der Unterlage aus Leder. Ich stelle mir vor, wie das frische Holz geduftet hat! Und ist der Sekretär mit den Jahren hässlich geworden?

Er war aus der Mode gekommen, das ja. Er entsprach irgendwann nicht mehr dem allgemeinen Geschmack. Aber er hat seine Schönheit behalten. In gewisser Weise hat er sogar an Attraktivität zugenommen.


Stellen Sie sich einfach mal das gleiche Möbel in fabrikneu daneben vor: das alte ist das wertvollere, das schönere. Mit all seinen Gebrauchsspuren: dem abgeschabten Holz, wo die Schublade immer entlanggeglitten ist. Die vom vielen Anfassen rund und glatt geschliffene Vorderkante. Das Holz vom Alter gedunkelt, selbst die Kratzer und die paar Tintenflecke machen es nicht hässlich. Sie sind Spuren von Gebrauch, sie laden das Möbel mit Bedeutung auf. In diesem Fall mit der Bedeutung all der Gedanken, die Ihre Großmutter daran zu Papier gebracht hat. Und die Ihrer Mutter. Und dann Ihrer eigenen.

Das sind alles Spuren des Geistes, die in der Materie ihre Form gefunden haben. Vom Entwurf des Möbeldesigners angefangen bis hin zu den Spuren derer, die dieses Möbel benutzt haben“


„Sie meinen also, der Sekretär sei schön, weil er alt ist?“

Die alte Dame sah den Maler zweifelnd an.


„Nein, es gibt natürlich auch hässliche alte Möbel. Die waren aber nie schön – höchstens mal modisch. Nicht das Alter hat sie hässlich gemacht. Die Schönheit vergeht nicht. Im Gegenteil, die Spuren, die der Gebrauch und die Jahre hinterlassen haben, sind noch ein zusätzlicher Wert, etwas was sie einem gleichen neuen Stück voraus haben.“


Der alte Maler erhob sich, ging um den Tisch herum zu der Dame und nahm ihre Hand.


„Vielen Dank für den Kaffee.  Und noch mehr für das Gespräch. Ich möchte jetzt die letzten Sonnenstrahlen nutzen und ein wenig spazieren gehen.  Das Herbstlicht auf dem bunten Laub der alten Bäume ist einfach zu schön, um es zu verpassen.“


Er hob ihre Hand ein wenig und deutete ganz altmodisch einen Handkuss an.


„Einen angenehmen Abend noch. Und denken Sie an meine Worte, wenn Sie sich nachher im Spiegel betrachten. Die Schönheit vergeht nicht. Die Spuren des Lebens erhöhen sogar noch ihren Wert!“


Red Umbrella

Ich habe gerade ein Video gesehen, in dem Sexualbegleitung vorgestellt wurde.

Dabei kam auch die in solchen Beiträgen übliche Frage: "was unterscheidet euch von der Prostitution?"

Worauf dann immer recht beflissen versucht wird, sich deutlich davon abzugrenzen. Dabei haben die gezeigten Sexualbeglei­terinnen meist auch nur die üblichen Vorurteile darüber, wie klassische Sexarbeit aussieht. Und so zementieren auch diese Kolleginnen nur die gängigen Klischees.

Ich habe gerade einen Aufruf des Tantramassageverbands gelesen, in dem Geld gesammelt wird um Klagen zu finanzieren, bei denen der Unterschied zur Prostitution gerichtlich bestätigt werden soll.

Im Text wird sogar noch das Stigma angesprochen, mit dem die Prostitution behaftet ist und das wir Tantramasseure bei Leibe nicht angehängt bekommen möchten.

Und natürlich die Gefahr eines Sexkaufverbotes: sollte das kommen, wären die Tantramassagen, wenn man sie als Teil der Prostitution ansieht, ja auch betroffen und würden unmöglich gemacht.

Ich verstehe ja, dass einem das Hemd näher ist als die Jacke, dass jeder auf sein eigenes Überleben schielt und nach Schlupflöchern Ausschau hält. Aber ist diesen Menschen eigentlich klar, was sie da gerade tun? Dass sie wie selbstverständlich die Stigmatisierung der Prostituierten selbst auch vornehmen?

Und dabei ist das Ziel Verbandes doch die Förderung „der sexuellen Selbstbestimmtheit und Gesundheit, sowie eine achtsame und respektvolle Berührungskultur!“

Statt also unsere Kräfte zu bündeln, gemeinsam unsere Stimmen hörbar zu machen und zusammen Sexualität in all ihrer Vielfalt wieder zu einer selbstverständlichen Normalität unseres Zusammenlebens zurück zu verhelfen, geschieht hier freiwillig und ohne zu hinterfragen das, was sonst Gegner*innen einer sexuellen Kultur immer wieder versuchen: die Gesamtheit all derer, die in dieser Abteilung arbeiten zu zerstückeln, in Untergruppen und Untergrüppchen zu zerteilen, damit sie schließlich so klein sind, dass sie sich nicht mehr wehren können.

Was bleibt von den heren tantrischen Gedanken der Verwobenheit von allem mit allem noch über, wenn wir selbst uns die Unterteilung in "spirituelle" Tantramassage und der Befriedigung „animalischer“ Triebe zu eigen machen?

Die Prostituierten sind es ja gewöhnt, dass sie in gesellschaftliche Aus gestellt werden - mit denen will keiner etwas zu tun haben. Auch wir nicht?!?

Noch nicht einmal der stigmatisierende Begriff selbst wird korrigiert. Niemand benutzt dabei den unbelasteten und treffenderen Begriff der Sexarbeit.

Aber das ist es doch, was wir alle gemeinsam machen: wir gehen einer Arbeit nach, die mit/für/innerhalb der Sexualität stattfindet.

Das ist ein weites Feld und beinhaltet viele verschiedene Berufe.

Gemeinsam ist uns, dass in den letzten 40 Jahren alles was damit zu tun hat, wieder ins gesellschaft­liche "Aus" geschoben wurde. Trotz allgegenwärtigem Sex in der Werbung, trotz Swingerclubs und „50 shades of grey".

Ja, es gibt Menschen, die Sexualbegleiter*innen geradezu heiligsprechen wollen, weil sie den „armen Behinderten" zu sexuellen Erlebnissen verhelfen. Aber die gleichen (und noch ganz viel mehr) rümpfen ihre Nase, wenn es um bezahlten Sex für "Normale" geht. Machen wir uns nichts vor: spätestens in dem Moment, wo klar wird, dass die Tantramassage zum Orgasmus führen kann, wird sie von ihnen wie andere sexuelle Dienstleistungen angesehen und abgewertet.

Gesellschaftliche Kreise, die Sexualität nur im Privaten zulassen wollen, werden vermutlich nicht aufhören, wenn die "klassische" Sexarbeit unmöglich gemacht ist, sondern auch solche „Sonderformen" wie Sexualbegleitung und Tantramassage verbannen wollen: wenn nicht in einem Aufwasch mit der klassischen, dann eben danach. Und so ein kleines Grüppchen ist schließlich noch leichter zu beseitigen.

Wir verschenken die Chance darauf, der Sexualität in unserer Gesellschaft den Platz zu geben, der ihr gebührt: sie gehört zur Basis der Maslowschen Bedürfnispyramiede - wie Essen und Trinken. Wir alle haben kein Problem damit, eine Esskultur zu fördern, die über die reine Notwendigkeit der Nahrungs­aufnahme hinausgeht und den Einsatz von Profis einschließt - mit Arbeitsstätten da, wo wir Menschen leben und arbeiten. Wir akzeptieren und nutzen sowohl Schnellimbisse wie Sternerestaurants und schätzen gleichzeitig das liebevoll zubereitete Essen zuhause. Warum sollte es ein Problem sein, der Sexualität und Sexkultur gleiches angedeihen zu lassen?

Was soll das für eine „respektvolle Berührungskultur" werden, wenn wir nicht einmal selber Respekt vor unseren Kolleg*innen im weitesten Sinne aufbringen?

Und auch wenn nun mal das Hemd näher ist, als die Jacke: wir wissen um den Wert der Jacke, wenn das Wetter rauh wird!

Uns allen bläst gerade der Wind kräftig ins Gesicht. Wir brauchen sowohl das Hemd als auch die Jacke – und den roten Schirm.



(Der Rote Regenschirm ist das Symbol für die Sexarbeit – weltweit. Es findet keine Demonstration, keine Aktion, kein Fest, keine Veranstaltung und kein öffentliches Ereignis zu Sexarbeit statt ohne die Roten Regenschirme)


Interessante Blogbeiträge zu Themen der Sexualität allgemein und Testberichte über Sexspielzeuge: lovefreund.de

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