Blog-Layout

Mein Jahresrückblick 2024: Entschleunigung = mehr schaffen durch weniger zu tun

Thomas Aeffner • 31. Dezember 2024

das war mein entschleunigtes Jahr


Einleitung

Dieser Blog hier ist für mich ein Novum: ich habe so etwas noch nie gemacht, trotzdem hast du ihn hier vor dir: den Jahresrückblick 2024.
Als roter Faden zieht sich durch das ganze Jahr, dass ich einen Gang zurück geschaltet habe, Entschleunigung nennt man das, mir dadurch mehr Zeit für mich und meine Familie geschaffen habe und dadurch gleichzeitg die Qualität steigerte, also mehr geschafft habe bei der Arbeit mit meinen KlientInnen als Sexualbegleiter, Tantramasseur oder was sonst an Körperarbeit angefragt wurde.
Wie bin ich nun darauf gekommen, einen Jahresrückblick 2024 zu verfassen? Folgendes ist passiert: Ich kontrollierte meinen Webseite www.aeffner.com und stelle fest: mein Gästebuch ist weg! All die wunderbaren und berührenden Feedbacks, die meine KlientInnen mir geschrieben haben sind offenbar gelöscht. Und jeder, der mich kennt, weiß natürlich: ein Backup davon gibt es nicht. In meinen E-Mails werde ich sicher das ein oder andere Statement wiederfinden, aber manches ist endgültig verloren. Seltsamerweise geriet ich nicht in Panik. Ich saß am Kaminofen, schaute in die Flammen und dachte zurück an all die Begegnungen, an all die Menschen, mit denen ich arbeiten durfte und an all die lieben Worte, die sie mir danach geschrieben hatten. 
Manche Erinnerungen sind schon ein wenig verblaßt, andere stehen noch in lebendigen Farben vor meinem geistigen Auge. Ich möchte zumindest das gesamte Jahr noch einmal zusammenfassen und für mich und euch aufschreiben.
Wie gut, dass ich mir Zeit geschaffen hatte, etwas für mich zu tun: ich werde also beginnen, regelmäßig zu bloggen. Und damit das auch wirklich etwas wird, melde ich mich an bei Judith Peters an zu ihrer „Jahresrückblog“-Challenge.
Mann hat Kopf auf seine verschränkten Arme gelegt und schaut entspannt in die Kamera

Thomas, ganz entschleunigt

Foto von Caro Dirscherl



 

Meine Themen und Highlights in 2024


Work-Life Balance: mehr Rücksicht auf mich selbst.


Schon im vergangenen Jahr hatte mir mein Körper gezeigt, dass ich dringend den Stress reduzieren müsse. Es ist mir sehr schwer gefallen, die Anzahl meiner Termine deutlich zu kürzen. Zum einen, weil diese Arbeit das ist, womit ich mein Ikigai lebe, also das, was ich aus ganzem Herzen tue, zum anderen, weil ich ein paar KlientInnen an Kollegen weitervermitteln musste – und keine einzige von ihnen war damit glücklich. In diesem Jahr kamen dann von ihnen die Anfragen: hast du nicht in diesem Jahr doch wieder Zeit für mich? Auch wenn es sehr schwer war, so bin ich doch stolz auf mich, dass ich es durchgehalten habe und mehr Zeit für meine Familie und mich frei gehalten habe.


Der sichere Weg zu meinen KlientInnen: ein neues Auto.


Im Januar bekam ich vom Autohändler die Nachricht, dass mein neues Auto doch jetzt schon da sei! Man hatte mich darauf vorbereitet, dass es bis April/Mai dauern könne, bis es lieferbar sei. Das alte Auto war aber inzwischen am TÜV gescheitert und ich nutzte das Auto meiner Partnerin, wann immer das möglich war. Sie hat es immer möglich gemacht – danke, danke danke dafür! Aber jetzt hatte ich wieder ein eigenes Auto. Dazu noch: ein funkelnagelneues! Endlich sich wieder mit dem guten Gefühl auf den Weg machen, dass ich auch bei meinen KlientInnen sicher ankomme, statt immer damit rechnen zu müssen, mit einer alten Gurke irgendwo liegen zu bleiben. Ich danke sehr dieser herzenslieben Person, die das möglich gemacht hat!

Das Auto hat natürlich einen Anhängehaken, mit dem es unseren kleinen Wohnwagen ziehen kann: die Voraussetzung dafür, dass wir in diesem Jahr einige Kurzurlaube machen konnten!


Mann sitzt mit erhobenem Daumen in schwarzem Auto mit Wohnwagen

sicher zu meinen Terminen - sicher in den Urlaub




Feuer und Eis: Island in einer Woche


Es ist eigentlich ein Unding, dass ich bisher noch nie Island besucht hatte! Schließlich hatte ich so viele Islandpferde gemalt und portraitiert, war eine Zeit lang auf jeder deutschen Meisterschaft, Europameisterschaft und Weltmeisterschaft mit einem eigenen Ausstellungsstand vertreten, und hatte auch etliche große Original-Gemälde nach Island verkauft! Aber irgendwie hatte ich es nie geschaft, den Punkt „auf einem Isi durch Island reiten“ auf meiner Löffelliste abzuhaken. Das mit dem „reiten“ hatte sich wegen des Zustandes meiner Hüftgelenke sowieso schon erledigt. Aber nun kam die Einladung meiner Tochter, die beruflich in Island zu tun hatte, dass ich doch nachkommen solle und wir nähmen uns einen Mietwagen und umrundeten innerhalb einer Woche die ganze Insel. Kann man sich vorstellen, wie sehr ich mich darüber gefreut habe? Wir waren eine ganze Woche Tag und Nacht zusammen und haben die beeindruckende Natur von Island im Mai erkundet: Wasserfälle ohne Ende (ich liebe Wasserfälle!), Geysire, die Kontinentalspalte zwischen Europa und Nordamerika, Gletscherseen, heisse Quellen und bitterste Kälte in der Luft, Bädern im warmen Wasser mit Blick auf den rauhen, kalten Ozean, Schnee, Regen und Sonnenschein, Vulkane (inklusive dem Besuch einer riesigen Magmahöhle, größer als die große Kirche Hallgrímskirkja in Reykiavik, und, und, und! Und das tollste: meine Tochter und ich verstehen uns „schon immer“ super gut. Dies gemeinsame Woche hat das noch einmal bestätigt: nicht ein gereiztes Wort ist gefallen, wir passen immer noch so wunderbar zusammen.


Blick aus einer Höhle hinter einem Wasserfall, Silouette eines Mannes am Wasser

Ich an einem der hunderte von Wasserfällen in Island




Fachbuch, Fotos, Film und Interviews: Meine Beiträge zum Thema Sexualbegleitung


Ich stehe ja jedem Studierenden für Recherchen und Experteninterwievs für Semester-, Fach-, Bachelor- und Masterarbeiten zur Verfügung, ebenso für Podcasts, Zeitungsartikel oder Video- und Filmproduktionen. – einfach damit die Sexualbegleitung bekannter und anerkannter wird. So auch in diesem Jahr.

Manches dauert etwas länger, bis es Früchte zeigt, so auch der Dokumentarfilm „Sexual Healing“ der niederländischen Regisseurin Elsbeth Fraanje, der zwar schon im Vorjahr international mehrfach ausgezeichnet wurde, aber 2024 auf dem Reel Abilities Festival in New York wieder einen Preis erhielt (ich durfte als Sexualbegleiter einer der Protagonisten des Filmes sein). Für mich noch wichtiger in diesem Jahr war aber die Premiere der Dokumentation „Breaking Boundaries“ in Breda.


Neuer Text

Neuer Text

eine Frau in einem Rollstuhl und ein Mann halten lachend ein gerahmtes Plakat des Films

Neuer Text

Am 19.09. wurde im Mim in München die Fotoausstellung „RED LIGHT. Von der Poesie des ältesten Gewerbes“ von Caro Dirscherl eröffnet. Caro hat selbstbestimmte SexarbeiterInnen in ganz Deutschland gesprochen und fotografiert und so war sie auch bei mir und hat mich auch zusammen mit meiner Klientin Hannah interviewed und abgelichtet.


schwarzweissbild. Links ein nackter Mannder neben einer Frau im Negligee kniet. Sie sieht ihn an, lächelt und er fesselt sie mit schwarzen Seilen

Die Poesie entfaltet sich in jeder einzelnen Begegnung

Foto: Caro Dirscherl



Für mich ein ganz besonderes Ereignis war, dass unser Artikel „Sexualbegleitung und Sexualassistenz als Chance zu mehr Selbstbestimmung“, der auf dem gleichnamigen Vortrag von Pia Hoffmann und mir auf dem Fachtag in Hamburg „Sexualität, ja klar! Aber wie ich will!“ der Stiftung Leben Pur basiert, im Fachbuch „Körperlichkeit und Sexualität“ veröffentlicht wurde.


Buchcover

Das Buch: Körperlichkeit und Sexualität

Tantra meets Handicap: mein Seminar des Herzens


Ein wirkliches Herzensprojekt von mir ist die Veranstaltung „Tantra meets Handicap“, die wir alljährlich in einem Barierefreien Veranstaltungshaus in Bayern durchführen. Meine liebe Kollegin Deva Bhusha Glöckner hat das Konzept entwickelt und seit einigen Jahren bin auch ich als Teil des Lehrerteams mit dabei. So weit ich weiß ist das die einzige Veranstaltung ihrer Art, bei der sich Menschen mit und ohne Behinderungen auf Augenhöhe auf tantrisch-achtsame und sinnliche Art begegnen. Auch in diesem Jahr war ich wieder so gerührt, was das bei unnseren TeilnehmerInnen und uns auslöst.

Nicht ohne Grund gehörte die Teilnahme an diesem Seminar zum Pflichtprogram der Ausbildung zur Sexualbegleiterin sowohl beim Institut zur SelbstBestimmung Behinderter (ISBB), als auch beim Institut für Sexualberatung und Sexualbegleitung – Baerl (ISB-B) dazu.


Veranstaltungsplakat, lindgrün, rechts oben ein oval ausgeschnittenes Foto von mehreren Menschen, teils im Rollstuhl, in eienr Reihe im Seminarraum.

das sinnliche Begegnungsseminardas sinnliche Begegnungsseminardas sinnliche Begegnungsseminarein

Breaking Boundaries: Filmpremiere in Breda mit Hannah und mir


Der Film von Studierenden der Breda University of Applied Sciences zeigt meine Klientin Hannah und mich und wie wir zusammen arbeiten und was meine Arbeit ihr bedeutet.

Unter dem Film ist auf Youtube steht als Zusammenfassung: In „Breaking Boundaries“ sehnt sich die behinderte Hannah nach Nähe und findet Trost bei einem mitfühlenden Sexarbeiter, der sich darauf spezialisiert hat, die emotionalen und körperlichen Bedürfnisse behinderter Menschen zu erfüllen. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise, die gesellschaftliche Erwartungen in Frage stellt und beweisen, dass Intimität keine Grenzen kennt.“


Frau im Rollstuhl sitzt in einem Kinosaal auf einem für sie reservierten Platz in der ersten Reihe und lächelt stolz

Hannah auf dem reservierten Platz in der ersten Reihe

Ich arbeite schon länger mit Hannah und konnte miterleben, wie aus einer zutiefst unsicheren Behinderten eine selbstbewußte junge Frau, Malerin, freie Autorin und Aktivistin wurde. Wir sind zusammen zur Premiere in die Niederlande gefahren und es war so wunderbar zu erleben, wie diese bemerkenswerte Frau dort auf das Podium kam und wie sehr ihre Anwesenheit und ihre offene und humorvolle Art geschätzt wurde.


auf einen roten Vorhang sind die Worte projeziert: Award Ceremony, and the winner is...

Hannah ist nicht nur der Star des Filmes, sie sieht auch aus wie ein Star!




Ich berühre in Liebe: die berührenden Sessions mit meinen KlientInnen


Die wichtigsten Momente auch in diesem Jahr sind immer und immer wieder die tatsächlichen Sessions mit meinen Klientinnen, ob mit oder ohne Behinderungen. In diesen Begegnungen, egal ob Tantramassage, Dearmouring oder Sexualbegleitung, zeigt sich, was meine Arbeit für die Menschen bedeutet, was sie wert ist.

In diesen jeweils zwei Stunden fühlen sich meine KlientInnen als Mann oder als Frau, als Mensch wahrgenommen und gewürdigt. Christine, formulierte es in einem Interview so: „Thomas sieht mich als Frau, nicht als Behinderte.“

Wenn meine KlientInnen sich so angenommen und gewertschätzt erfahren, erst dann habe ich meinen „Job“ richtig getan. Das ist es, was „sexual healing“ möglich macht, Heilung durch gelebte selbstbestimmte Sexualität. Das kann dadurch geschehen, dass ich immer aus dem Herzen heraus handele: „ich berühre in Liebe“.

Eine Klientin formulierte es so: „natürlich ist das viel Geld für mich, das ich für jedes Treffen mit dir zahlen muß, aber deine Arbeit ist in Wirklichkeit unbezahlbar!“



man sieht nur die Köpfe: Mann hält Frau im Bett im Arm, schaut sie liebevoll an, sie lacht glücklich

Ich berühre in Liebe - und genau so fühlt sich das für dich an



Weitere schöne und besondere Momente in 2024


Auf diese drei Dinge bin ich im Rückblick auf 2024 besonders stolz


Die erfolgreiche Arbeit mit meinen KlientInnen

  • - das weiss ich aus den Feedbacks zu den Sessions
  • - das konnte ich an deren Persönlichkeitsentwicklung erkennen, z.B. Hannah zu erleben bei der Filmpremiere des Dokumentarkurzfilms „Breaking Boundaries“ in Breda


Meine Work -Life-Balance besser auszugleichen:

  • - ich habe tatsächlich weniger Arbeits-Termine angenommen
  • - ich habe mehr Zeit für meine Familie und mich geschaffen
  • - wir haben mehrere kleine Kurzurlaube mit dem Wohnwagen gemacht

Die Veröffentlichung meines Artikels (gemeinsam mit Pia Hoffmann):

  • „Sexualbegleitung und Sexualassistenz als Chance zu mehr Selbstbestimmung“ im Fachbuch „Körperlichkeit und Sexualität – bei Menschen mit komplexer Behinderung“ von N. Maier-Michalitsch und A. Zuleger (Hrsg.)


an der Nordsee: Abendstimmung, im Gegenlicht sieht man die Silouette eines Autos mit Wohnwagen am Strand

mit dem Wohnwagen mal eben nach Holland ans Meer




Was habe ich 2024 über mich selbst gelernt?


Ich durfte lernen, dass ich erstaunlicherweise doch nicht „forever young“bin! Es knarzt und kracht in den Gelenken und hat auch zwischenzeitlich ganz schön weh getan, aber gelegentlich mal zum Arzt zu gehen und die Medikamente zu nehmen, hilft super, um mit diesen Verschleißerscheinungen klar zu kommen.

Auch wenn meine Vergesslichkeit zunimmt, so kann ich alter Hund noch neue Tricks lernen: ich habe z.B. angefangen „Mind Shifting“ zu lernen und anzuwenden!

Es fällt mir schwer, auch mal nichts zu tun. Im Zweifelsfall kann ich Stunden damit vertun, auf FB zu scrollen. Aber gehört eigentlich meditieren, im Wald mit dem Hund spazieren gehen oder einfach einen Roman lesen auch zum „Nichtstun“? Dann hätte ich doch etwas anzubieten. Aber ich fürchte, ich rede mir das nur schön.

Procrastination ist immer noch ein großes Thema für mich. Sie wird in Wellen größer und kleiner, ist aber noch konstant da. Auch beim Start meines Blogs bin ich immer wieder mit der „Aufschieberrietis“ beschäftigt: manchmal mache ich lieber den Abwasch oder räume meinen Schreibtisch auf, statt tatsächlich zu schreiben. Deshalb brauche ich noch solche Tricks, wie z.B. an der „Jahresrückblog“-Challenge teil zu nehmen. So bringe ich mich dann doch dazu, nicht immer alles auf die lange Bank zu schieben, bis es dann ganz in Vergessenheit gerät. Den Beweis, dass das funktioniert, siehst du hier vor dir!

Ich weß ja schon länger, dass bei meinen Persönlichkeitsanteilen der Archetyp „Lehrer“ stark mit dabei ist. Ob mir das nun gefällt oder nicht, er bricht sich immer wieder Bahn. Ich versuche ständig das Ausagieren zu vermeiden, nur um dann doch immer wieder festzustellen, dass ich doch wieder Wissen weitergebe. So richtig Spass macht mir das oft nicht in institutionalisierter Form, also Lehrertätigkeit, Kursleiter, … aber schon im vertrauten, persönlichen Gespräch. Und hoffendlich auch als Blogger.

Ich lebe und arbeite am besten „aus dem Herzen“ - und das ist genau richtig, egal ob es um Wissensvermittlung geht, um künstlerischen Ausdruck oder um meine Arbeit als Körper- und Sexarbeiter: es gibt vieles was ich genau durchdenke und auch plane, aber richtig gut wird das, wenn ich dann doch auf meine Intuition höre und einfach das geschehen lasse, was mein Herz mich tun lässt.


am Kieselstrand, direkt am Bodensee sitzt ein entkleideter Mann mit Hut auf einem Campingstuhl, die Füsse auf einem Campinghocker und liest

Ich, bei dem Versuch, nichts zu tun. Und dann doch: ich lese!




Erste Male: Das habe ich 2024 zum ersten Mal gemacht.


  • Das erste Mal Island bereist.
  • Eine Klientin eine ganze Woche am Stück als Assistent begleitet.
  • Meinen Blog tatsächlich gestartet.
  • Einen Educational-Life-Stream auf der Plattform Joyclub zum Thema Sexualbegleitung gelauncht.
  • Einen Artikel in einem Fachbuch veröffentlicht.


eine dunkelhaarige Frau und ein Mann mit grauen langen Haaren, beide mit Brille, lächeln beide in die Kamera. Sie geben gerade einen online-Kurs

Pia und ich sprechen im Joyclub Lifestream über Sexualbegleitung




Welche wichtigen Lektionen hat mir 2024 mitgegeben?



Das Jahr hat mir ganz deutlich gezeigt, dass ich doch nicht „unkaputtbar“ bin.

Ich lebe mein Leben am besten in meinem eigenen Tempo – dafür zu sorgen, dass das auch wirklich geschieht, dafür bin nur ich verantwortlich.


Wofür bin ich 2024 besonders dankbar?


Das Jahr läßt mich zurück voller Dankbarkeit für meine wunderbare Partnerin, die mein Leben überhaupt erst so möglich macht. Sie hat auch 2024 alle meine Entscheidungen mitgetragen und liebt mich so, wie ich bin, und nicht so, wie sie mich vielleicht gerne hätte. Ich weiß, das das nun wirklich nicht selbstverständlich ist.


Das enge liebevolle Verhältnis, das mich mit meinen Kindern und meiner Enkeltochter verbindet, ist das nächste, wofür ich dem Universum danke. Ich habe die vielen gemeinsamen Momente genossen.


Es hat geklappt: wir -also meine Partnerin und ich zusammen mit unserem Hund- haben es tatsächlich hin bekommen und in unserem Wohnwagen mehrere Kurztripps gemacht. Diese gemeinsame Zeit ist unbezahlbar.


Direkt vor meinem Schlafzimmerfenster im Wald wurde gerade Holz geerntet. Welch Aufatmen, als ich feststellte, dass gezielt Bäume gefällt und nicht einfach alles abgeholzt wurde. So blieben noch viele Bäume stehen, wir schauen immer noch in einen Wald und sehen ab und zu einen Rehbock mit seinen Ricken dort äsen.



Gar nicht genug kann ich danken für die Fürsorge und Führung des Universums – ich konnte mich auch in diesem Jahr sicher, geleitet und versorgt fühlen. Und ich danke ihm bei jeder einzelnen Session dafür, dass es mich führt, das Richtige zu tun, das, was meine KlientInnen auf ihrem Lebensweg weiterbringt.


3 Rehe äsen im Wald. Der Bock hat den Kopf unten und frisst, Ricke und Kalb schauen gerade auf

Blick aus meinem Fenster: Rehe

Was waren meine größten Herausforderungen in 2024?


Die größte Herausforderung war es, mich konsequent daran zu halten, nicht mehr als die von mir geplanten Termine pro Woche zu vergeben. Ich fand es zwar einerseits cool, bei Terminanfragen zu sagen, dass in diesem Jahr leider nichts mehr frei ist, auf der anderen Seite konnte ich auch immer die Enttäuschung der KlientInnen nachvollziehen. Von daher ist es mir nicht immer gelungen, mein Terminziel einzuhalten, aber genau das geschieht, wenn man so aus dem Herzen heraus arbeitet. Ich habe also in Einzelfällen doch mal einen weiteren Termin vergeben, wenn da jemand sich meldete, die schon seit längerem zu mir kommt, aber nur 1 bis 2 Mal im Jahr. Die kann ich doch nicht einfach ablehnen. Aber ich habe mich redlich bemüht, genug Zeit für meine Familie und mich frei zu halten und im Großen und Ganzen ist mir das auch gelungen.


Was ist 2024 richtig gut gelaufen?


Ich sehe es als großen Erfolg an, in diesem Jahr nur eine negative Rückmeldung erhalten zu haben. Und auch in diesem Fall war das ein Termin, bei dem der Klientin im Nachhinein klar wurde, was da in und mit ihr geschehen war und wie sehr sich das dann doch positiv auf sie ausgewirkt hat.

Egal ob es KlientInnen für Tantramassage, Dearmouring, meditatives Flogging, Sexualbegleitung oder Reiki waren, es ist jedesmal so schön, in ein glückliches Gesicht zu schauen, gesagt zu bekommen, wie gut es getan hat und wie sehr ihnen das in ihrem Leben weitergeholfen hat.

Privat feiere ich, dass ich schon 10 Kilo abgenommen habe und meine Gelenke danken es mir jetzt schon.



Mein 2024 in Zahlen


Noch habe ich mich kaum um Zahlen gekümmert, deshalb findet sich hier nur weniges was in Zahlen erfasst ist und deshalb sind die Zahlen auch noch so klein.



  • Aktueller Stand meiner Instagram-Follower: 137
  • Facebook: Thomas Aeffner: 671 Follower,
  • Aeffner - mobile Praxis für Entspannung: 165 Follower
  • Anzahl deiner veröffentlichten Blogartikel: 3
  • Anzahl Newsletter-Abonnenten: 0, ich schreibe (noch?) keine Newsletter


mit Bine und Fluffy am Pilsensee

Neuer Text

Mein Ausblick auf 2025


Diese Abenteuer plane ich 2025



  • Ich werde wieder eine Klientin auf ihrer Flugreise nach Thailand in ein barierefreies Resort begleiten.
  • Wir werden mit unserem Wohnwagen wieder einige Kurzurlaube machen. Besonderes Ziel: die Müritz.
  • Ich werde eine Klientin als Assistent nach Portugal zum Surfen begleiten. Wenn es ihr gut geht, darf ich selbst auch surfen lernen, wenn nicht, dann assistiere ich ihr dabei, das Surfen zu lernen, soweit das für eine Rollstuhlfahrerin möglich ist.


silouette einer Frau, wir schauen ihr über die Schulter. Sie sitzt am Frühstückstisch im Vorzelt auf einem Campingplatz, unter dem Tisch liegt ein Hund. Im Hintergrund ist der Pilsensee zu sehen.

mit Bine und Fluffy am Pilsensee




  • Diese Projekte gehe ich 2025 an

  • Ich werde meinen Blog regelmässig mit Artikeln versorgen. Mir schwebt erstmal einer pro Monat vor.

  • Ich werde mich mit meinen Zeichnungen von gefesselten Körpern bei dem Magazin „Shibari Flow“ bewerben

  • Ich werde mit meiner Klientin und Kollegin Hannah eine Performance machen. Wenn möglich in Bremen auf dem Kongress „Menschenrechte ohne Schranken

  • Ich werde Texte und Material für mein Buch über Sexualbegleitung sammeln und die Fertigstellung 2026 vorbereiten.


Zeichnung mit schwarzen Stift und weissem Marker auf braunem Papier: der Bauch einer nackten Frau wird von einem Seil umschlungen

Bondage: ein schöner Bauch tuts auch




So kannst du 2025 mit mir zusammenarbeiten


  • Am besten: du kannst mich direkt buchen, als Sexualbegleiter, Tantramasseur, Entspannungspraktiker oder alles, was dazwischen möglich ist. In NRW komme ich gerne auch zu dir nach Hause, aber am besten kommst du zu mir in mein Studio in Schwalmtal.

  • Du kannst von meiner Expertise profitieren, wenn du eine Veranstaltung planst, bei der es z.B. um die Themen Körperarbeit und sexuelle Gesundheit, Sexualbegleitung oder auch Sexualität von Menschen mit Beeinträchtigungen geht.
  • Du kannst mich kontaktieren, wenn du eine Veranstaltung planst, bei der es um Sexualbegleitung und Sexualassistenz, über Kunst und Berührung, Kunst und Körper oder Kunst und Behinderung geht.
  • Aber du kannst mich auch ansprechen für Informationsabende über Sexualbegleitung für Bewohner oder Pflegende in Wohneinrichtungen oder Heimen oder für Unterrichtsprojekte an Ausbildungseinrichtungen.
  • Du kannst mich kontaktieren, wenn du einen Film, Podcast, Printartikel oder um eine Arbeit im Rahmen deiner Ausbildung machen willst, wenn es sich dabei um „meine“ Themen dreht.

  • Du kannst dich bei mir über meine Arbeit schlau machen und dieses Wissen um die Bedeutung von Sexualbegleitung überall da einbringen, wo über dieses gut gemeinte aber völlig undurchdachte Sexkaufverbot diskutiert wird, auch „nordisches Modell“ genannt. Auch da stehe ich gerne bei z.B. Podiumsdiskussionen zur Verfügung.


grauhaariger Mann im schwarzen Hemd steht auf einer Bühne vor einem Plaket, auf dem steht: SAMBA Tagung RLP, Sexualassistenz, männlicher Blick, Aspekte von Sexarbeit. Er hat ein Headset an und hält offenbar einen Vortrag

ich als Vortragender auf einem Fachtag zur Sexualassistenz




Meine 8 Ziele für 2025



  • Meinen Blog wirklich auf die Beine stellen und jeden Monat mindestens einen Artikel veröffentlichen.
  • Jede Woche mindestens eine Zeichnung machen.
  • jeden zweiten Monat ein Gemälde malen.
  • Mit Hannah eine Performance erarbeiten.
  • Mit meiner Familie viel Quality-Time genießen.
  • Eine Veröffentlichung meiner Zeichnungen.
  • Ein Auftritt als Künstler und/oder als Experte auf der Nachfolgeveranstaltung von "Menschenrechte ohne Schranken" im September 2025 in Bremen.
  • Eine Struktur für mein Buch erarbeiten.


Ein nackter Mann kniet mit dem Rücken zum Betrachter auf einem weißen Tuch. Ihm gegenüber kniet eine nackte Frau. Beide sind mitErden und Farben bemalt, die Frau hat zusätzlich noch Fesseln aus Baumwollstreifen.

Thomas bei einer "Playstation"-Performance




Mein Motto für 2025


Mein Motto bleibt auch im neuen Jahr das gleiche:

Penetrate the world with LOVE


Logo: einrotes Herz mit einer stilisierten Weltkugel wird durchbohrt von einem schwarzen Pfeil.

mein Jahresrückblick 2024

ein Mann und eine Frau lächeln sich an. Stimmungsvolles Foto mit Lichtreflexen
von Thomas Aeffner 19. Januar 2025
Als Sexualbegleiter ist es mein Anliegen, Menschen auf eine wertschätzende, respektvolle und einfühlsame Weise zu unterstützen, ihr Menschenrecht auf sexuelle Selbstbestimmung auszuüben, und zwar auf eine Weise, die ihren individuellen Bedürfnissen und Wünschen entspricht. Besonders bei Klienten mit speziellen körperlichen Gegebenheiten ist es wichtig, offene Kommunikation und gegenseitigen Respekt in den Vordergrund zu stellen. Im Folgenden erkläre ich, wie ein solches Treffen der Sexualbegleitung gestaltet werden könnte.
von Thomas Aeffner 22. Dezember 2024
Reiki, als energetische Heilkunst, bietet viele Möglichkeiten, körperliche, emotionale und spirituelle Ebenen zu harmonisieren. Beim Reiki lege ich als Praktizierender meine Hände auf den Körper meiner Klientin, meines Klienten auf und die universelle Lebensenergie strömt durch mich hindurch in sie hinein. Auf diese Weise kann Kräftigung, Unterstützung und sogar Heilung geschehen. Gibt sich das traditionelle Reiki betont asexuell und vermeidet den direkten Kontakt mit der Intimzone, so stelle ich hier mit dem Tiger-Reiki eine besondere Form der Integration von sexueller Vereinigung und Reiki vor. Bei dieser Praxis verbinde ich die heilende Kraft der Energiearbeit mit der intimen Verbindung von Körper und Geist, was den Prozess der Heilung und Selbstfindung enorm vertiefen kann. Im Rahmen der sexuellen Vereinigung gibt es spezielle Positionen wie YabYum oder die Scherenstellung, die sich hervorragend für diese stille und meditative Vereinigung eignen. Diese Positionen fördern nicht nur körperliche Nähe, sondern auch einen bewussten Energiefluss zwischen den Partnern. Hier wird die erotische und sexuelle Energie nicht nur als sinnliche Erfahrung wahrgenommen, sondern als kraftvolle Ressource für Heilung und Transformation genutzt.
von Thomas Aeffner 15. Dezember 2024
Die Arbeit in der Sexualbegleitung ist eine zutiefst menschliche, emotionale und oft spirituelle Tätigkeit, die weit über körperliche Intimität hinausgeht. Sie fordert mich als Sexualbegleiter heraus, verschiedene Dimensionen der Liebe zu verstehen und in Einklang zu bringen. Dabei können mir hier die drei klassischen Formen der Liebe – Eros, Philos und Agape – als Leitfaden dienen. Diese Begriffe, die aus der griechischen Philosophie stammen, beleuchten die vielschichtigen Aspekte der menschlichen Beziehungen und der Liebe. In diesem Artikel möchte ich zeigen, wie diese Konzepte von mir in der Sexualbegleitung angewandt werden. Den Begriff der romantischen Liebe lasse ich hier aussen vor, der wird Inhalt eines anderen Beitrags sein. Eros: Die sinnliche und begehrende Liebe Eros ist wohl die bekannteste der drei Facetten und diejenige, die Menschen am häufigsten mit Sexualität verbinden. Es handelt sich um die leidenschaftliche, körperliche Liebe, die vom Begehren und der erotischen Anziehung geprägt ist. Eros ist jedoch mehr als reine Sexualität – er steht für die Kraft des Lebens und die Verbindung zu unserem Körper. In meiner Sexualbegleitung tritt Eros deshalb in vielfältiger Weise in Erscheinung. Für viele Klientinnen bedeutet Eros die Möglichkeit, sich selbst als sinnliches Wesen zu erfahren. Dies ist oft keine Selbstverständlichkeit: Menschen mit Behinderungen, ältere Menschen oder solche, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, erleben im Alltag häufig eine Abwertung oder gar Unsichtbarkeit ihrer Sexualität. Die Sexualbegleitung kann hier einen Raum schaffen, in dem Eros nicht nur erlaubt, sondern gefeiert wird. Eros in der Sexualbegleitung ist jedoch nicht nur körperlich. Er zeigt sich auch in der ästhetischen Inszenierung, der Achtsamkeit und der gegenseitigen Offenheit. Die Berührung, der Blick, das Spiel mit Nähe und Distanz – all das sind Ausdrucksformen des Eros, die über die reine körperliche Ebene hinausgehen. Dabei ist es wichtig, Eros nicht mit bloßer Triebhaftigkeit zu verwechseln. In der Sexualbegleitung ist Eros eine bewusst gestaltete Energie, die im Dienst des Klienten steht. Es geht darum, eine Atmosphäre zu schaffen, in der der Klient sich sicher und frei fühlen kann, seine eigene Sinnlichkeit zu entdecken. Die Herausforderung in meiner Sexualbegleitung besteht darin, Eros bewusst und verantwortungsvoll zu gestalten. Hierbei geht es nicht um die schlichte Befriedigung von Bedürfnissen, sondern um die Wertschätzung des Körpers als Medium für Genuss, Heilung und Selbstentfaltung. Viele Klientinnen, besonders solche mit körperlichen Einschränkungen oder traumatischen Erfahrungen, erleben Eros in der Sexualbegleitung möglicherweise zum ersten Mal als etwas Positives und Befreiendes. Meine Aufgabe als Sexualbegleiter ist es, diesen Raum zu halten und eine sichere Atmosphäre für sinnliche Exploration zu schaffen.
von Thomas Aeffner 7. Dezember 2024
Du hast vielleicht schon erlebt, wie sicher und gehalten und geliebt du dich in meinen Händen während der Sitzung fühlst. Du möchtest nun auch noch ein bisschen mehr Abenteuer. Du möchtest ein bisschen mehr Würze in den Genuss an deinem Körper. Du kannst dich darauf verlassen, dass ich dich auch dabei begleite, dir Sicherheit gebe und dich in diese neuen Erlebniswelten führe. Fesseln und Fesselmassagen, Flogging und meditatives Flogging – das sind meine Möglichkeiten, dich deine Sinnlichkeit auf etwas „schärfere“ Weise erfahren zu lassen. Wie auch immer deine heimlichen Fantasien aussehen, wie auch immer dein Fetisch ist: bei mir darfst du sie äußern und wir schauen, was wir gemeinsam erleben können. Und vielleicht schreibst du mir dann auch so etwas, oder du schwärmst von noch ganz anderen Erlebnissen: "Es ist jetzt eine Woche her, das ich deine "etwas andere Tantra Massage", mit Fesselung und Flogging genießen durfte. Es war eine tolle Erfahrung, und ich war sehr erstaunt, das ich die Fesseln kaum wahrgenommen habe ... Durch deine Ruhe, deine einfühlsame Art und sympatische Ausstrahlung fühlte ich mich geborgen, so konnte ich mich dir vertrauensvoll hingeben und mich fallen lassen ... und einfach nur genießen ... Die Fellhandschuhe mit Krallen und das Nervenrad am Po zusammen mit dem klatschenden Paddel, dem schärferen "Biss" des Floggers, haben mich in Extase versetzt. Ich war in eine anderen Welt... So tiefenentspannt war ich schon sehr lange nicht mehr. Wenn ich daran zurück denke, habe ich wieder das Gefühl zu schweben und meine Augen strahlen ..." Gerade ist "Rubberfashion" an mich herangetreten, und möchte auf sich und seine Produkte aufmerksam machen. Sie möchten dem Fetischbegehren Raum schaffen und ein Treffpunkt für Leidenschaften sein, bei dem sich jeder wohlfühlen kann. Dank einem hochwertigen Warenangebot, das regelmäßig mit Neuerungen modufiziert wird, kann dem Bedürfnis nach moderner Fetischmode und ungewöhnlichen Toys nachgegangen werden. Ganz nach dem Motto "Frische Dein Liebesleben auf - wir kommen gerne unter deine Bettdecke" können die Kunden die Lust auf edle Fetischkleidung und seltenes Liebesspielzeug ausleben. Ein Besuch auf der trendigen Webseite rubberfashion.de lohnt sich allemal - vielleicht kommst du ja auf neue Ideen für unsere nächsten Abenteuer! Und wenn wir eins von den Spielzeugen ausprobiert haben, dann berichte ich hier auch gerne über unsere Erfahrungen.
von Thomas Aeffner 21. Dezember 2023
Vor ein paar Jahren hatte ich einen kurzen Text mit dem Titel „Loverboys und andere Rattenfänger“ veröffentlicht. Ich neige dazu, Texte sehr kurz zu halten, manchmal werden sie dann so kurz, dass es den Lesern kaum noch möglich ist, die Aussage darin auch wirklich wahrzunehmen. Aus aktuellem Anlass überarbeite ich den Text, führe ein wenig mehr aus, worum es mir dabei eigentlich geht. Der aktuelle Anlass ist die Art und Weise, wie z.B. Frau Bär auftritt, um das Sexkaufverbot, auch „nordisches Modell“ genannt, zu promoten. Erinnert ihr euch an die Geschichte vom Rattenfänger von Hameln? Hameln wurde in der Sage von einer Rattenplage heimgesucht. Ratten sind sehr intelligente Tiere, und wer einmal beobachtet hat, wie wirkungslos z.B. Schlagfallen sind, um Ratten zu fangen und zu töten, der weiß wie clever die sind. Das funktioniert nämlich auf Dauer nicht: die Ratten beobachten, was mit ihren Artgenossen geschieht, wenn sie an den Köder gehen. Und fallen dann nicht mehr darauf herein. Da sich die Situation für die Hamelner auf konventionelle Weise nicht regeln ließ, lobten sie einen Preis aus für denjenigen, dem es gelänge, die Ratten aus der Stadt zu vertreiben. Schließlich erfolgreich war ein Mann, der so unwiderstehliche Musik machte, dass ihm die Ratten wie in Trance folgten, bis in die Weser. Dort ertranken sie dann – Problem gelöst. Was hatte er denn jetzt anders gemacht, als alle vor ihm? Er sah, dass die Ratten schlau sind und die Gefahren sehen, die Fallen erkennen und sich mit ihrem Verhalten darauf einstellen. Also ging er einen anderen Weg, bei dem den Ratten ihr Verstand nichts nützte: er sprach sie auf emotionalem Weg an! Er spielte Musik, er weckte Emotionen – und je stärker die Emotionen, desto mehr wird der Verstand ausgeblendet. Der Rattenfänger ging also musizierend durch die Stadt und erreichte so auch die letzte Ratte, im letzten Winkel. So wunderbare Musik machte er, dass die Ratten all ihren klaren Verstand ausser acht ließen und wie in Trance dem Rattenfänger folgten. Erst durch die Stadt, dann sogar in das Wasser der Weser, in dem sie dann schließlich ihren Untergang fanden. Wie wirksam diese Vorgehensweise ist, wird uns im weiteren der Geschichte erzählt, denn nicht nur die eigentlich klugen Ratten ließen sich von ihm betören, nein, das funktioniert auch bei Menschen. Als nämlich die Hamelner Bürger den Rattenfänger um den versprochenen Lohn prellten, ging er wieder durch die Stadt und musizierte so mitreißende Musik, dass ihm diesmal die Kinder hinterher liefen. Wie in Trance folgten sie ihm, vergaßen alles was ihre Eltern ihnen zu ihrem Schutz beigebracht hatten, vergaßen alle Vorsicht. Überwältigt von den Emotionen, die der Rattenfänger in ihnen aufrief, mit denen er so gekonnt spielte, mit denen er sie nach Lust und Laune manipulierte, verließen sie die Sicherheit ihrer Realität, verliessen die Stadt, verliessen alles und folgten dem Rattenfänger. Er spielte weiter auf dem Instrument ihrer Emotionen, sodass sie nicht sahen, was er mit ihnen machte, wohin er sie führte und sie folgten ihm, wohin auch immer er sie gelockt hat. Dieses Rattenfänger-Prinzip ist also schon alt und obwohl wir alle davor gewarnt wurden, wird es immer noch eingesetzt. Aktueller Anlass um ganz deutlich davor zu warnen, sind die Auftritte von Frau Bär, die mit genau diesen Rattenfängermethoden dabei ist, Menschen dazu zu bringen, nicht kritisch zu denken, sondern eingelullt in Emotionen ihr zu folgen, egal in welche Fallgruben dieser Weg auch führen mag. Sie malt schreckliche Bilder, die die Zuhörerinnen und Zuhörer packen und erschüttern sollen. Ihr Sprachgebrauch ist vollgepackt mit bewußt falschen Zahlen, falschen Behauptungen, falschen Ausdrücken – um die Zuhörer so stark wie möglich zu erschüttern. Natürlich spricht sie von „Frauen kaufen“, von „Vergewaltigung gegen Bezahlung“, mal Bilder von Gewalt und Verbrechen, macht sexuelle Dienstleistungen und Menschenhandel in ihren Erzählungen zu ein und dem selben und beschuldigt alle Andersdenkenden, kein Herz und keine Moral zu haben. Mit anderen Worten: sie zieht alle Register, um ihre Zuhörer in diesen Zustand der emotionalen Entrüstung zu bugsieren um dann die schnelle Lösung anzubieten: das Sexkaufverbot. Alle Apelle, doch bitte auf eine sachliche Ebene zurück zu kommen und tatsächlich vorhandene Probleme auch wirklich zu besprechen und zu zielführenden Lösungen zu kommen, ignoriert sie und legt statt dessen noch nach, schürt weiter Emotionen, beschuldigt Andersdenkende und schafft es immer wieder, nicht kluge Problemlösungen zu besprechen, sondern andere emotional in schlechtes Licht zu stellen. Wie gezeigt: die Rattenfängermethode par excellence. Ich liebe die Kunst und den künstlerischen Ausdruck. Ich geniesse es, wenn dadurch Emotionen geweckt werden. Ich weiss um die Wichtigkeit von Gefühlen für unser Mensch-sein. Und ich weiß um die Katastrophen, die ausgelöst werden, wenn zur Durchsetzung politischer Pläne die bewußte Entscheidung durch geschürte Emotionen, durch Propaganda verdrängt werden. Wir brauchen empathische, kritische Menschen, um Entscheidungen zu treffen. Wir brauchen keine Rattenfänger. 21.12.2023
von Thomas Aeffner 25. März 2021
Ich habe gerade ein Video gesehen, in dem Sexualbegleitung vorgestellt wurde. Dabei kam auch die in solchen Beiträgen übliche Frage: "was unterscheidet euch von der Prostitution?" Worauf dann immer recht beflissen versucht wird, sich deutlich davon abzugrenzen. Dabei haben die gezeigten Sexualbeglei­terinnen meist auch nur die üblichen Vorurteile darüber, wie klassische Sexarbeit aussieht. Und so zementieren auch diese Kolleginnen nur die gängigen Klischees. Ich habe gerade einen Aufruf des Tantramassageverbands gelesen, in dem Geld gesammelt wird um Klagen zu finanzieren, bei denen der Unterschied zur Prostitution gerichtlich bestätigt werden soll. Im Text wird sogar noch das Stigma angesprochen, mit dem die Prostitution behaftet ist und das wir Tantramasseure bei Leibe nicht angehängt bekommen möchten. Und natürlich die Gefahr eines Sexkaufverbotes: sollte das kommen, wären die Tantramassagen, wenn man sie als Teil der Prostitution ansieht, ja auch betroffen und würden unmöglich gemacht. Ich verstehe ja, dass einem das Hemd näher ist als die Jacke, dass jeder auf sein eigenes Überleben schielt und nach Schlupflöchern Ausschau hält. Aber ist diesen Menschen eigentlich klar, was sie da gerade tun? Dass sie wie selbstverständlich die Stigmatisierung der Prostituierten selbst auch vornehmen? Und dabei ist das Ziel Verbandes doch die Förderung „der sexuellen Selbstbestimmtheit und Gesundheit, sowie eine achtsame und respektvolle Berührungskultur!“ Statt also unsere Kräfte zu bündeln, gemeinsam unsere Stimmen hörbar zu machen und zusammen Sexualität in all ihrer Vielfalt wieder zu einer selbstverständlichen Normalität unseres Zusammenlebens zurück zu verhelfen, geschieht hier freiwillig und ohne zu hinterfragen das, was sonst Gegner*innen einer sexuellen Kultur immer wieder versuchen: die Gesamtheit all derer, die in dieser Abteilung arbeiten zu zerstückeln, in Untergruppen und Untergrüppchen zu zerteilen, damit sie schließlich so klein sind, dass sie sich nicht mehr wehren können. Was bleibt von den heren tantrischen Gedanken der Verwobenheit von allem mit allem noch über, wenn wir selbst uns die Unterteilung in "spirituelle" Tantramassage und der Befriedigung „animalischer“ Triebe zu eigen machen? Die Prostituierten sind es ja gewöhnt, dass sie in gesellschaftliche Aus gestellt werden - mit denen will keiner etwas zu tun haben. Auch wir nicht?!? Noch nicht einmal der stigmatisierende Begriff selbst wird korrigiert. Niemand benutzt dabei den unbelasteten und treffenderen Begriff der Sexarbeit. Aber das ist es doch, was wir alle gemeinsam machen: wir gehen einer Arbeit nach, die mit/für/innerhalb der Sexualität stattfindet. Das ist ein weites Feld und beinhaltet viele verschiedene Berufe. Gemeinsam ist uns, dass in den letzten 40 Jahren alles was damit zu tun hat, wieder ins gesellschaft­liche "Aus" geschoben wurde. Trotz allgegenwärtigem Sex in der Werbung, trotz Swingerclubs und „50 shades of grey". Ja, es gibt Menschen, die Sexualbegleiter*innen geradezu heiligsprechen wollen, weil sie den „armen Behinderten" zu sexuellen Erlebnissen verhelfen. Aber die gleichen (und noch ganz viel mehr) rümpfen ihre Nase, wenn es um bezahlten Sex für "Normale" geht. Machen wir uns nichts vor: spätestens in dem Moment, wo klar wird, dass die Tantramassage zum Orgasmus führen kann, wird sie von ihnen wie andere sexuelle Dienstleistungen angesehen und abgewertet. Gesellschaftliche Kreise, die Sexualität nur im Privaten zulassen wollen, werden vermutlich nicht aufhören, wenn die "klassische" Sexarbeit unmöglich gemacht ist, sondern auch solche „Sonderformen" wie Sexualbegleitung und Tantramassage verbannen wollen: wenn nicht in einem Aufwasch mit der klassischen, dann eben danach. Und so ein kleines Grüppchen ist schließlich noch leichter zu beseitigen. Wir verschenken die Chance darauf, der Sexualität in unserer Gesellschaft den Platz zu geben, der ihr gebührt: sie gehört zur Basis der Maslowschen Bedürfnispyramiede - wie Essen und Trinken. Wir alle haben kein Problem damit, eine Esskultur zu fördern, die über die reine Notwendigkeit der Nahrungs­aufnahme hinausgeht und den Einsatz von Profis einschließt - mit Arbeitsstätten da, wo wir Menschen leben und arbeiten. Wir akzeptieren und nutzen sowohl Schnellimbisse wie Sternerestaurants und schätzen gleichzeitig das liebevoll zubereitete Essen zuhause. Warum sollte es ein Problem sein, der Sexualität und Sexkultur gleiches angedeihen zu lassen? Was soll das für eine „respektvolle Berührungskultur" werden, wenn wir nicht einmal selber Respekt vor unseren Kolleg*innen im weitesten Sinne aufbringen? Und auch wenn nun mal das Hemd näher ist, als die Jacke: wir wissen um den Wert der Jacke, wenn das Wetter rauh wird! Uns allen bläst gerade der Wind kräftig ins Gesicht. Wir brauchen sowohl das Hemd als auch die Jacke – und den roten Schirm. 25.03.2021 (Der Rote Regenschirm ist das Symbol für die Sexarbeit – weltweit. Es findet keine Demonstration, keine Aktion, kein Fest, keine Veranstaltung und kein öffentliches Ereignis zu Sexarbeit statt ohne die Roten Regenschirme)
von Thomas Aeffner 8. Januar 2017
Ich war ja gerade in Rente gegangen, als ich meine professionelle Arbeit als Tantramasseur begann. Vermutlich deshalb dachte ich darüber nach, wie es sich wohl anfühlen mußte, allein in einem Altersheim zu leben - Niemand mehr um in den Arm zu nehmen, kein Kuscheln keine Zärtlichkeit, nur noch professionelle Berührungen bei der Pflege. Den Körper zwar satt und sauber, aber verhungernd nach liebevollen Berührungen. Genau diesen Menschen würden Tantramassagen doch Lebensfreude geben können. Ich sprach darüber mit der Besitzerin der Praxis in der ich freelance mitarbeitete und sie war ganz meiner Meinung, dass wir uns verstärkt um alte Menschen als Klientel kümmern sollten. Sie würde mich mit ihrer Mutter bekannt machen, die sei locker und gut drauf, und wenn die erst ihren Freundinnen von der Wirkung der Tantramassage erzählte, dann kämen die sicher auch alle zu uns. Die Damen waren durchaus interessiert, sie vermissten schon ein passendes Liebesleben und die entsprechenden Zärtlichkeiten, aber sie winkten ab und wollten nicht den Versuch wagen, ob eine Tantramassage ihnen genau das geben könne. Begründung: den Anblick ihres welken Körpers wollten sie niemandem mehr zumuten. Da war nichts zu machen. Ich schrieb daraufhin diese Kurzgeschichte "Über die Schönheit" und gab sie den Damen zu lesen. Sie waren zu Tränen gerührt. „Schönheit ist vergänglich! Und bei mir ist sie schon seit langem dahin. Ne, nee.“ Die alte Dame hatte auf ihre Hände geschaut. Jetzt nahm sie sie vom Tisch und versteckte sie in ihrem Schoß. „Das ist so nicht richtig!“ Der Herr ihr gegenüber sah ihr direkt in die Augen. „Ich will hier gar nicht Süßholz raspeln und Ihnen die Komplimente machen, die Sie verdienen.“ Sie blickte ihn fragend an. „Ich bin sozusagen Fachmann für Schönheit.“ Er griff ohne den Blick von ihr zu nehmen zu seiner Kaffeetasse und trank einen Schluck. „Ich habe mein Leben der Schönheit gewidmet!“ verkündete er. „Ich bin Maler, Kunstmaler, müssen Sie wissen.“ Er setzte die Tasse zurück und beugte sich leicht zu der Dame vor. „Ich will Ihnen das mit der Schönheit gerne erläutern. Schönheit – darunter verstehen die meisten Perfektion, das Ideal. Die perfekte Form ist der Kreis. Nun stellen Sie sich das mal bildlich vor: ein schwarzer Kreis auf weißem Quadrat, genau mittig. Alles im Gleichgewicht, optimaler Kontrast, alles perfekt. Und entsetzlich langweilig! Ist Langeweile denn Schönheit? Sicher nicht!“ „Nein, aber ich habe da diese Tuschezeichnung hängen. Aus Japan, oder Korea, jedenfalls aus Fernost. Da ist mit einem einzigen Pinselstrich mit schwarzer Tusche ein Kreis gemalt. Ich liebe dieses Bild, ich schaue oft darauf und es hilft mir beim Meditieren“ gab die Dame zu bedenken. „Genau, da haben wir ein gutes Beispiel“ bestätigte der Maler. „Ihr japanischer Tuschekreis ist von Hand gemalt. Sie können sehen, wo der Meister den Pinsel aufgesetzt hat: da ist der Strich etwas breiter. Und wo der Pinsel das Papier verlassen hat läuft der Strich dünner aus. Der Kreis ist nicht so perfekt rund, wie der ideale, der langweilige aus meinem Beispiel. Er steht auch nicht so exakt in der Mitte. Ein Meister weiß, dass er sich der idealen Form nur annähern kann, dass aber genau die Abweichung vom Ideal das Lebendige, das Künstlerische ausmacht. In Ihrer Tuschezeichnung sehen Sie die Spur des Bemühens eines Meisters um Perfektion. Das Tuschebild ist die Materie gewordene Spur dessen, was der Meister sein Leben lang geübt, gemalt, gelebt hat. Das ist letzten Endes die Schönheit: nicht das Ideal, sondern die Spur unseres Strebens, das Zeugnis unserer Tätigkeit, unseres Bemühens nach dem Ideal.“ „Sie wollen also sagen, dass die Schönheit darin liegt, dass etwas nicht ganz perfekt ist? Ist das nicht ein Widerspruch in sich“ wandte die Dame ein. „Nein, das ist kein Widerspruch“ erwiderte der Maler. „Sehen Sie sich in den Künsten um: die Schönheit eines Musikstückes liegt nicht in der Aneinanderreihung von perfekten Harmonien, sondern in der Spannung der harmonischen zu den weniger harmonischen Tonabständen – bis hin zu krassen Dissonanzen.“ Die beiden verstummten und jeder hing eben seinen Gedanken zu diesem Thema nach. „Aber was hat das jetzt damit zu tun, dass meine Schönheit verblüht ist? Ich bin alt geworden, die Haut ist schlaff und runzelig. Da ist keine Schönheit mehr“, seufzte die Dame. „Jetzt bekommen Sie mich doch fast dazu, dass ich Ihnen Komplimente mache.“ Der alte Herr sah sie aufmerksam an. „Aber ich will nicht Ihre persönliche Schönheit besingen. Das könnten Sie mit einem 'ach was' beiseite wischen. Lassen Sie es mich weiter allgemein halten, bis Sie sich selbst darin wiederfinden können. Sie haben hier in Ihrem Wohnzimmer diesen wunderbaren Sekretär: edles Holz, die alte lederne Schreibunterlage. Ein Erbstück?“ „Ja, da hat meine Großmutter schon ihre Korrespondenz dran geführt. Sie hat ihn geliebt!“ „Sehen Sie, das Möbel war schon ein besonders schönes Stück, als Ihre Großmutter es bekommen hat. Die feine Tischlerarbeit, die ausgewogenen Proportionen, die anmutigen Verzierungen, die stabile Schreibplatte mit der Unterlage aus Leder. Ich stelle mir vor, wie das frische Holz geduftet hat! Und ist der Sekretär mit den Jahren hässlich geworden? Er war aus der Mode gekommen, das ja. Er entsprach irgendwann nicht mehr dem allgemeinen Geschmack. Aber er hat seine Schönheit behalten. In gewisser Weise hat er sogar an Attraktivität zugenommen. Stellen Sie sich einfach mal das gleiche Möbel in fabrikneu daneben vor: das alte ist das wertvollere, das schönere. Mit all seinen Gebrauchsspuren: dem abgeschabten Holz, wo die Schublade immer entlanggeglitten ist. Die vom vielen Anfassen rund und glatt geschliffene Vorderkante. Das Holz vom Alter gedunkelt, selbst die Kratzer und die paar Tintenflecke machen es nicht hässlich. Sie sind Spuren von Gebrauch, sie laden das Möbel mit Bedeutung auf. In diesem Fall mit der Bedeutung all der Gedanken, die Ihre Großmutter daran zu Papier gebracht hat. Und die Ihrer Mutter. Und dann Ihrer eigenen. Das sind alles Spuren des Geistes, die in der Materie ihre Form gefunden haben. Vom Entwurf des Möbeldesigners angefangen bis hin zu den Spuren derer, die dieses Möbel benutzt haben“ „Sie meinen also, der Sekretär sei schön, weil er alt ist?“ Die alte Dame sah den Maler zweifelnd an. „Nein, es gibt natürlich auch hässliche alte Möbel. Die waren aber nie schön – höchstens mal modisch. Nicht das Alter hat sie hässlich gemacht. Die Schönheit vergeht nicht. Im Gegenteil, die Spuren, die der Gebrauch und die Jahre hinterlassen haben, sind noch ein zusätzlicher Wert, etwas was sie einem gleichen neuen Stück voraus haben.“ Der alte Maler erhob sich, ging um den Tisch herum zu der Dame und nahm ihre Hand. „Vielen Dank für den Kaffee. Und noch mehr für das Gespräch. Ich möchte jetzt die letzten Sonnenstrahlen nutzen und ein wenig spazieren gehen. Das Herbstlicht auf dem bunten Laub der alten Bäume ist einfach zu schön, um es zu verpassen.“ Er hob ihre Hand ein wenig und deutete ganz altmodisch einen Handkuss an. „Einen angenehmen Abend noch. Und denken Sie an meine Worte, wenn Sie sich nachher im Spiegel betrachten. Die Schönheit vergeht nicht. Die Spuren des Lebens erhöhen sogar noch ihren Wert!“ Ich war ja gerade in Rente gegangen, als ich meine professionelle Arbeit als Tantramasseur begann. Vermutlich deshalb dachte ich darüber nach, wie es sich wohl anfühlen mußte, allein in einem Altersheim zu leben - Niemand mehr um in den Arm zu nehmen, kein Kuscheln keine Zärtlichkeit, nur noch professionelle Berührungen bei der Pflege. Den Körper zwar satt und sauber, aber verhungernd nach liebevollen Berührungen. Genau diesen Menschen würden Tantramassagen doch Lebensfreude geben können. Ich sprach darüber mit der Besitzerin der Praxis in der ich freelance mitarbeitete und sie war ganz meiner Meinung, dass wir uns verstärkt um alte Menschen als Klientel kümmern sollten. Sie würde mich mit ihrer Mutter bekannt machen, die sei locker und gut drauf, und wenn die erst ihren Freundinnen von der Wirkung der Tantramassage erzählte, dann kämen die sicher auch alle zu uns. Die Damen waren durchaus interessiert, sie vermissten schon ein passendes Liebesleben, die entsprechenden Zärtlichkeiten, aber sie winkten ab und wollten nicht den Versuch wagen, ob eine Tantramassage ihnen genau das geben könne. Begründung: den Anblick ihres welken Körpers wollten sie niemandem mehr zumuten. Da war nichts zu machen. Ich schrieb daraufhin diese Kurzgeschichte "Über die Schönheit" und gab sie den Damen zu lesen. Sie waren zu Tränen gerührt. „Schönheit ist vergänglich! Und bei mir ist sie schon seit langem dahin. Ne, nee.“ Die alte Dame hatte auf ihre Hände geschaut. Jetzt nahm sie sie vom Tisch und versteckte sie in ihrem Schoß. „Das ist so nicht richtig!“ Der Herr ihr gegenüber sah ihr direkt in die Augen. „Ich will hier gar nicht Süßholz raspeln und Ihnen die Komplimente machen, die Sie verdienen.“ Sie blickte ihn fragend an. „Ich bin sozusagen Fachmann für Schönheit.“ Er griff ohne den Blick von ihr zu nehmen zu seiner Kaffeetasse und trank einen Schluck. „Ich habe mein Leben der Schönheit gewidmet!“ verkündete er. „Ich bin Maler, Kunstmaler, müssen Sie wissen.“ Er setzte die Tasse zurück und beugte sich leicht zu der Dame vor. „Ich will Ihnen das mit der Schönheit gerne erläutern. Schönheit – darunter verstehen die meisten Perfektion, das Ideal. Die perfekte Form ist der Kreis. Nun stellen Sie sich das mal bildlich vor: ein schwarzer Kreis auf weißem Quadrat, genau mittig. Alles im Gleichgewicht, optimaler Kontrast, alles perfekt. Und entsetzlich langweilig! Ist Langeweile denn Schönheit? Sicher nicht!“ „Nein, aber ich habe da diese Tuschezeichnung hängen. Aus Japan, oder Korea, jedenfalls aus Fernost. Da ist mit einem einzigen Pinselstrich mit schwarzer Tusche ein Kreis gemalt. Ich liebe dieses Bild, ich schaue oft darauf und es hilft mir beim Meditieren“ gab die Dame zu bedenken. „Genau, da haben wir ein gutes Beispiel“ bestätigte der Maler. „Ihr japanischer Tuschekreis ist von Hand gemalt. Sie können sehen, wo der Meister den Pinsel aufgesetzt hat: da ist der Strich etwas breiter. Und wo der Pinsel das Papier verlassen hat läuft der Strich dünner aus. Der Kreis ist nicht so perfekt rund, wie der ideale, der langweilige aus meinem Beispiel. Er steht auch nicht so exakt in der Mitte. Ein Meister weiß, dass er sich der idealen Form nur annähern kann, dass aber genau die Abweichung vom Ideal das Lebendige, das Künstlerische ausmacht. In Ihrer Tuschezeichnung sehen Sie die Spur des Bemühens eines Meisters um Perfektion. Das Tuschebild ist die Materie gewordene Spur dessen, was der Meister sein Leben lang geübt, gemalt, gelebt hat. Das ist letzten Endes die Schönheit: nicht das Ideal, sondern die Spur unseres Strebens, das Zeugnis unserer Tätigkeit, unseres Bemühens nach dem Ideal.“ „Sie wollen also sagen, dass die Schönheit darin liegt, dass etwas nicht ganz perfekt ist? Ist das nicht ein Widerspruch in sich“ wandte die Dame ein. „Nein, das ist kein Widerspruch“ erwiderte der Maler. „Sehen Sie sich in den Künsten um: die Schönheit eines Musikstückes liegt nicht in der Aneinanderreihung von perfekten Harmonien, sondern in der Spannung der harmonischen zu den weniger harmonischen Tonabständen – bis hin zu krassen Dissonanzen.“ Die beiden verstummten und jeder hing eben seinen Gedanken zu diesem Thema nach. „Aber was hat das jetzt damit zu tun, dass meine Schönheit verblüht ist? Ich bin alt geworden, die Haut ist schlaff und runzelig. Da ist keine Schönheit mehr“, seufzte die Dame. „Jetzt bekommen Sie mich doch fast dazu, dass ich Ihnen Komplimente mache.“ Der alte Herr sah sie aufmerksam an. „Aber ich will nicht Ihre persönliche Schönheit besingen. Das könnten Sie mit einem 'ach was' beiseite wischen. Lassen Sie es mich weiter allgemein halten, bis Sie sich selbst darin wiederfinden können. Sie haben hier in Ihrem Wohnzimmer diesen wunderbaren Sekretär: edles Holz, die alte lederne Schreibunterlage. Ein Erbstück?“ „Ja, da hat meine Großmutter schon ihre Korrespondenz dran geführt. Sie hat ihn geliebt!“ „Sehen Sie, das Möbel war schon ein besonders schönes Stück, als Ihre Großmutter es bekommen hat. Die feine Tischlerarbeit, die ausgewogenen Proportionen, die anmutigen Verzierungen, die stabile Schreibplatte mit der Unterlage aus Leder. Ich stelle mir vor, wie das frische Holz geduftet hat! Und ist der Sekretär mit den Jahren hässlich geworden? Er war aus der Mode gekommen, das ja. Er entsprach irgendwann nicht mehr dem allgemeinen Geschmack. Aber er hat seine Schönheit behalten. In gewisser Weise hat er sogar an Attraktivität zugenommen. Stellen Sie sich einfach mal das gleiche Möbel in fabrikneu daneben vor: das alte ist das wertvollere, das schönere. Mit all seinen Gebrauchsspuren: dem abgeschabten Holz, wo die Schublade immer entlanggeglitten ist. Die vom vielen Anfassen rund und glatt geschliffene Vorderkante. Das Holz vom Alter gedunkelt, selbst die Kratzer und die paar Tintenflecke machen es nicht hässlich. Sie sind Spuren von Gebrauch, sie laden das Möbel mit Bedeutung auf. In diesem Fall mit der Bedeutung all der Gedanken, die Ihre Großmutter daran zu Papier gebracht hat. Und die Ihrer Mutter. Und dann Ihrer eigenen. Das sind alles Spuren des Geistes, die in der Materie ihre Form gefunden haben. Vom Entwurf des Möbeldesigners angefangen bis hin zu den Spuren derer, die dieses Möbel benutzt haben“ „Sie meinen also, der Sekretär sei schön, weil er alt ist?“ Die alte Dame sah den Maler zweifelnd an. „Nein, es gibt natürlich auch hässliche alte Möbel. Die waren aber nie schön – höchstens mal modisch. Nicht das Alter hat sie hässlich gemacht. Die Schönheit vergeht nicht. Im Gegenteil, die Spuren, die der Gebrauch und die Jahre hinterlassen haben, sind noch ein zusätzlicher Wert, etwas was sie einem gleichen neuen Stück voraus haben.“ Der alte Maler erhob sich, ging um den Tisch herum zu der Dame und nahm ihre Hand. „Vielen Dank für den Kaffee. Und noch mehr für das Gespräch. Ich möchte jetzt die letzten Sonnenstrahlen nutzen und ein wenig spazieren gehen. Das Herbstlicht auf dem bunten Laub der alten Bäume ist einfach zu schön, um es zu verpassen.“ Er hob ihre Hand ein wenig und deutete ganz altmodisch einen Handkuss an. „Einen angenehmen Abend noch. Und denken Sie an meine Worte, wenn Sie sich nachher im Spiegel betrachten. Die Schönheit vergeht nicht. Die Spuren des Lebens erhöhen sogar noch ihren Wert!“
Share by: